Freitag, 23. Januar 2009

Regional Studies: Weiltal & Weilmünster


Landeskunde zum Thema Weilmünster

Aus den Arbeitsthemen des Büros CID-Forschung ergibt sich, dass die Orientation der Forschungsarbeit – sieht man von den unvorhergesehen hinzugekommenen Fragestellungen Lipidinfusion und Geschichte der örtlichen Psychiatrie ab - sich hauptsächlich auf Themen bezieht, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Standort des Büros, der Gemeinde Weilmünster, stehen.

Um langfristig Anknüpfungspunkte zur etablierten, heimatkundlichen Realität herzustellen wurde begonnen, zu bestimmten themenverwandten Fragen Datensammlungen anzulegen. Diese Datensammlungen stehen in direktem Zusammenhang mit Geländeexkursionen, in deren Rahmen neben der allgemeinen Erweiterung und Vertiefung der Ortskenntnis des Naturraumes der Gemeinde Weilmünster und der Erstellung von dokumentarischen und künstlerischen Fotografien Daten zu folgenden spezifischen Themen zusammengetragen wurden:


a. Geschichte des Bergbaus

Nachdem festgestellt wurde, dass die Topographischen Karten des Landesvermessungsamtes die auf dem Gemeindegebiet befindlichen Bergbaurelikte - insbesondere Grubeneingänge - nur sehr unvollständig verzeichnen, wurde begonnen, diese bei Auffinden unsystematisch zu erfassen und fotographisch zu dokumentieren. Die erhobenen Daten könnten im Rahmen einer Nachkartierung der TK 1:25.000 oder einer Publikation der Schriftenreihe Landeskunde des CID-Verlages veröffentlicht werden. Eine solche Bestandskatalogisierung würde dazu beitragen, dass historisches Wissen zur Geschichte des Bergbaues in Weilmünster nicht verlorenginge.


b. Naturkundliche Arteninventarisierung

Am 13. Februar 2005 wurde mit einer unsystematischen Bestandsaufnahme der Tier- und Pflanzenarten (Arten-Inventar) der Weilmünsterer Naturschutzgebiete “Möttbachtalaue” und “Wacholderheide” begonnen. Grundlage dieser Aktivität war die Ausarbeitung eines Leistungsangebotes zur Aktualiserung der vorliegenden Schutzwürdigkeitsgutachten und Pflegeplanungen des Büros für Umweltplanung S. Grauman / J. Winkler (Limburg) aus den Jahren 1990 und 1991 an die für örtlichen Naturschutz zuständige Verwaltung.

Auf Grundlage der durchgeführten Geländebegehungen ergab sich für CID-Forschung folgendes Bild:

Der Zustand des NSG Möttbachtal ist aus der Sicht des Artenschutzes weitgehend intakt und zufriedenstellend. Die landwirtschaftliche Nutzung (Mahd) wird sachgerecht durchgeführt, so dass die zu schützenden Tier- und Pflanzenarten (Reptilien, Amphibien, diverse Insektenarten, Orchideenwiesen) in ihrem Bestand nicht gefährdet sind bzw. sich in ihren Lebensräumen ungestört entwickeln und vermehren können. Eine erneute, systematische Bestandserfassung ist derzeit nicht notwendig.

Ganz anders verhält es sich im NSG Wacholderheide. Der südliche Gebietsteil hat seinen ursprünglichen Charakter als Wacholderlandschaft durch vollständiges Ueberwuchern mit Haselsträuchern und Weissdornbüschen verloren. Die letzten vegetativen Reste der 2 verbliebenen Wacholderbüsche wären im Frühjahr 2005 auch durch Freischneiden und Wiederherstellung der Sonnenlichteinwirkung nicht mehr in ihrem Bestand zu retten gewesen. Der nördliche Gebietsteil wird als Intensivweide für Rindvieh verwendet. Ob in der durch Vertritt stark degradierten Bodenvegetation noch die ursprünglich als schützenswert definierten Pflanzenarten vorkommen wäre zu überprüfen. Dagegen haben sich die Weissdornhecken stark ausgedehnt. Es kann also konstatiert werden, dass der ursprüngliche Schutzzweck des Gebietes nicht mehr vorhanden ist. Vermutlich hat sich aber ein neuer Schutzwürdigkeitsfaktor eingestellt, nämlich der des Rückzugsraumes für bejagtes Wild und der des Nist- und Brutplatzes für Vogelarten bzw. der Kinderstube für Säugetierarten. Da der ursprüngliche Zustand “Wacholderheide” nur durch aufwendige Pflegemassnahmen künstlich wiederherzustellen wäre ist aus der Sicht von CID-Forschung die ungestörte Beibehaltung der gegenwärtigen Situation im NSG sinnvoller.

Das dritte Naturschutzgebiet Weilmünsters, das NSG Grebenstein, wurde wegen des zu langen Anmarschweges in den Jahren 2007 und 2008 nicht besucht.

Potentiell schutzwürdige Naturräume Weilmünsters, die aber nicht formell als Naturschutzgebiet definiert sind, wurden im Verlauf der vergangenen beiden Jahre ebenfalls wiederholt besucht. Es handelt sich hierbei insbesondere um die Heidefläche bei Rohnstadt und die Schieferhalden und Wasserflächen des Mehlbachtales. Beide Flächen sind Lebensräume von Insektenarten und Reptilien von teilweise beeindruckender Diversität und somit prinzipiell schützenswert.

Systematische fotographische Dokumentationen folgender Tierarten aus dem Naturraum um Weilmünster wurden begonnen:

Reptilien und Amphibien
Libellen
Tonbauende Bienen- und Wespenarten
Grosse Zugvogelbewegungen und bemerkenswerte Zugvogel-Einzelregistrierungen

Grosse Kranich-Südzugformation über Weilmünster am 21.11.2005


Grosslibelle bei der Eiablage an Gartenteich auf der Lorbeerkrone, Weilmünster


Wintervorrat sammelnde Hornisse bei Weilburg am 4.10.2008

Das in diesem Kontext mittlerweile zusammengetragene, naturkundliche Fotoarchiv kann als Grundlage für eine zukünftige “Fauna Weilmünsters” dienen und durch systematische Präsentation auf Internet-Blog-Webseiten von CID-Forschung an den dazu bereits angelegten Verknüpfungspunkten insbesondere zu Zwecken des naturkundlichen Schul- und Vorschulunterrichtes aufbereitet publiziert werden.

c. Denkmal-Architektur

In Erweiterung des Ansatzes der fotographischen Dokumentation des Weilmünsterer Klinikums als Baudenkmal wurde begonnen, im Bezug zur Gebäudearchitektur und insbesondere deren künstlerischer Ausgestaltung und Ornamentik Bezugspunkte zur Gebäude-Gestaltung und Dekoration in der Kerngemeinde Weilmünster selbst und den umliegenden Ortschaften zu finden.

Dabei wurde sowohl ein zeitlich-historischer als auch ein topographisch-räumlicher Zusammenhang gefunden, der gewisse Uebereinstimmungen in der Architektur und der Ornamentsymbolik

an den Gebäuden des Klinikums und der Wirtschaftshöfe,
der Eisenbahnlinie bzw. den Bahnhöfen,
dem ehemaligen Eisenverhüttungswerk Buderus in Audenschmiede,
und einzelnen Gebäuden in Weilmünster

erkennen lassen. Dies ist auf Grund der architektonischen Formgebung von Bauten aus einer zeitlichen Epoche nichts Ungewöhnliches, wobei allerdings bestimmte Detailübereinstimmungen der Ornamentik des Buderuswerkes und des Klinikums nahelegen, dass diesbezügliche architektonische Entwürfe möglicherweise von ein und demselben Gestalter stammen könnten.


Die für die frühere kunsthandwerkliche Tätigkeit der Metallgussbetriebe und Kunstschmiede Weilmünsters und der Audenschmiede charakteristischen Gestaltungselemente, die teilweise noch heute Bauwerke in der Kerngemeinde und umliegenden Ortschaften schmücken, werden seit Herbst 2008 systematisch fotographisch gesammelt. Einzelne dieser Stilelemente sind bereits in den Fotoserien über Weilmünster auf den Internet-Blog-Webseiten von Foto-CID präsentiert. Die Gesamtdarstellung des Ortes befindet sich in kontinuierlicher Aktualisierung und Ueberarbeitung.


d. Fossilienfundstätten

Mit der Materialsammlung zur Geschichte einer Fossilfundstätte im Weiltal bei Weilrod wurde begonnen. Dazu wurden im Sommer und Herbst 2007 an einem ehemals fossilführenden Gesteinsaufschluss der Anfang der 80er Jahre durch Bodenbewegungen nach Baumassnahmen beseitigt worden war, die im angeschnittenen Bodenprofil weiterverlaufenden fossilführenden Schichten neu lokalisiert und Gesteinsproben entnommen.

Anhand von Fachliteratur wurden Fossilien aus zwei Meeres-Tiergattungen aus dem Devon bestimmt. Die von CID-Forschung durchgeführte Vorbestimmung wurde anhand von Sammlungsmaterial, Literatur und Fachwissen im Forschungsinstitut Senckenberg überprüft. Das Institut stellte CID-Forschung auch dankenswerter Weise Fachliteratur für die Fortführung der Untersuchung zur Verfügung. Eine Publikation der CID-Schriftenreihe Landeskunde zu diesem Thema ist vorgesehen.

Im Rahmen der Untersuchung zur bisher einzigen, bekannten Fossilfundstätte in der näheren Umgebung Weilmünsters – sieht man von mehreren bekannten Fossilfundstätten im Lahntal zwischen Aumenau und Villmar ab – wurden auch die noch im Bestand des Forschungsbüros verbliebenen Fossilfundstücke anderer Fundstellen aufgearbeitet und resystematisiert. Die zwischen 1966 und 1988 zusammengetragene Sammlung war ursprünglich Bestandteil des zwischen 1968 und 1970 in einem Privatmuseum auf der Emmershäuser Hütte ausgestellten und in Anlehnung an das “Waldmuseum” des Braunfelser Professors Dr. Kanngiesser aufgebauten Naturalienkabinettes.

Die Naturaliensammlung beinhaltet Fossilen folgender Fundorte:

Weiltal
Lahntal
Solnhofen
Altmühltal
Ardechetal
Costa Brava
Villa de Leyva
Nicaragua

Desweiteren wurde im Rahmen der Sammlungsmaterialüberarbeitung eine kleine Entomologische Sammlung aus Nicaragua, Kolumbien und Frankreich (Gardon) gepflegt.

Die geplante Wieder-Ausstellung der präsentablen Sammlungsstücke durch CID-Forschung konnte bisher noch nicht stattfinden. Der dazu vorgesehene Raum in einem benachbarten Fabrikgebäude wird derzeit noch anderweitig genutzt. Die für den Kauf von Ausstellungsvitrinen benötigten Mittel müssten noch aufgebracht werden. Ein alternativer Ausstellungsraum im Gebäude des CID-Forschung Firmensitzes wird gegenwärtig zur Ausstellung der Kunstkeramiken der Werkstatt Piedras del Rio genutzt.